dissabte, 12 de setembre del 2015

Handelsblatt: 'Der katalanische Marsch der Hunderttausenden' #germany #usa #news #eu #politik

The colourful show of force by the pro-independence campaign on the Diada, Catalonia's national day, was a defiant message to Madrid ahead of a Sept 27 regional election

von Sandra Louven

11.09.2015 12:26 Uhr
Barcelona

Am Ende der Avenida Meridiana ist bereits die große Bühne aufgebaut. Hier werden sich unweit des katalanischen Parlaments am heutigen Freitagabend Hundertausende Katalanen nach ihrem Marsch für die Unabhängigkeit einfinden. Sie wollen einen eigenen Staat – und fordern dies heute, am katalanischen Nationalfeiertag, mit einer machtvollen Demonstration.

Auf 5,2 Kilometern Länge wollen sie sich zu einem Protest-Marsch versammeln. Es steht viel auf dem Spiel für die Region. In zwei Wochen, am 27. September, wählen die Katalanen ein neues Regionalparlament. So zumindest sieht es die spanische Regierung in Madrid. Der katalanische Regierungschef in Barcelona dagegen hat die Wahlen zum Volksentscheid über eine Abspaltung der reichen Region vom Rest Spaniens deklariert. Artur Mas will einen eigenen Staat Katalonien gründen – mit Steuerbehörden und Zentralbank. „Wir haben eine Menge Kraft: Die Kraft des Glaubens an uns selbst, an die Demokratie und an die Freiheit", rief der katalanische Regierungschef seinen Anhängern gestern kurz vor Mitternacht zu. 0 Uhr markierte den offiziellen Beginn des Wahlkampfes in Katalonien.

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Einen Volksentscheid über die Abspaltung hat Madrid verboten. Mas hat deshalb die Regionalwahlen vorgezogen und sie zur Volksabstimmung gemacht. Wenn sein Parteibündnis am 27. September die absolute Mehrheit der Sitze erhält, will er die Bildung eines eigenen Staates einleiten. Nach sechs bis acht Monaten soll bereits formell die Unabhängigkeit ausgerufen werden, spätestens nach 18 Monaten sollen die nötigen Institutionen stehen – etwa katalanische Steuerbehörden oder eine eigene Zentralbank, vermutlich auch eine kleine Armee.

Um die Chancen für eine Mehrheit im Parlament so groß wie möglich zu machen, haben sich zwei Parteien zusammengeschlossen, die nicht so sehr ihre politische Ausrichtung, sondern vor allem das Eintreten für die Abspaltung eint. Junts pel sí (gemeinsam für das ja) heißt die Formation, die Mas' konservative Partei Convergència Democràtica de Catalunya (CDC) und die linke Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) umfasst.

Der Wunsch nach einer Abspaltung hat zwei Gründe. Einer ist historisch: 1714 verlor Katalonien im spanischen Erbfolgekrieg seine Teilsouveränität an die Bourbonen und wurde zwangsweise an Spanienangegliedert, die eigene Sprache verboten. Inzwischen haben die Katalanen einige Sonderrechte wieder erhalten – unter anderem ihre eigene Sprache. Doch sie sind überzeugt, dass es ihnen ohne den Rest des Landes besser gehen würde.

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Geringere Abfindungen

Bis 2012 mussten einem Angestellten in Spanien bei grundloser Kündigung eine Abfindung von 45 Tageslöhnen pro Jahr im Unternehmen gezahlt werden. Die konservative Regierung reduzierte diese Abfindung auf 20 Tageslöhne und legte für die Zahlungen zudem eine neue Höchstdauer von 24 im Unterschied zu davor 41 Monaten fest.

Der zweite Grund ist ein wirtschaftlicher: Die Region mit der Hauptstadt Barcelona ist hinter Madrid die zweitreichste Gegend des Königreichs. Zahlreiche internationale Konzerne haben ihren Sitz dort und verfügen mit der Hafenstadt Barcelona über eine gute Anbindung. Ähnlich wie die deutschen Bundesländer führen auch die autonomen spanischen Regionen im Rahmen eines Länderfinanzausgleichs Mittel an die Zentralregierung ab.